DIE GRAUE REIHE – STARKE FRAUEN DER VERBRANNTEN LITERATUR
Das Projekt ist eine Hommage an die Frauen, deren kreative Entwicklungsmöglichkeiten den Exzessen der Nazibarbarei zum Opfer fielen.
Ihre Namen wurden zwar bei jener groß angelegten studentischen Aktion „wider den undeutschen Geist“ – also der Büchervernichtung – nicht aufgerufen, ihre Bücher wurden nicht verbrannt, dennoch wurde ihnen ihre Identifizierung als Autorinnen unmöglich gemacht.
Verfolgung zwang die meisten zur Flucht und damit zu einem entbehrungsreichen Dasein in der Heimatlosigkeit. Einige der so Bedrängten verharrten im latenten Widerstand der inneren Emigration. Im Titel der Bildreihe habe ich mich dennoch für die Wortwahl „verbrannt“ entschieden, als einem Signalbegriff, der nach seiner Prägung in Jürgen Serkes Artikelserie im STERN von 1977 berühmt geworden ist.
Das „Verbrennen“ der literarischen Produktion der Frauen wegen ihrer Herkunft und ihrer Überzeugungen lief auf geistige Auslöschung hinaus. Für Angehörige des weiblichen Geschlechts war im nationalsozialistischen Weltbild die Rolle als Gebärerin, Mutter und Hausfrau vorgesehen und keinesfalls die einer ernst zu nehmenden Verfasserin von möglicherweise auch noch gesellschaftskritischer Literatur.
Die Anzahl der auf diese Weise Ideologieversehrten war erheblich. Viele der Betroffenen waren jüdischer Herkunft. Die Jüngeren unter diesen rekrutierten sich aus den Zentren des ostjüdischen Bürgertums, das die deutsche Kunst und Kultur seit der Jahrhundertwende mit seinen Anregungen belebt hatte. In dem geplanten Projekt sollen diese Autorinnen nun in Porträts an authentischen Orten in Ausstellungen vorgestellt und so mit den Darstellungsmitteln der Malerei erneut ins Gedächtnis gerufen werden.
Der Ausstellungstitel DIE GRAUE REIHE nimmt symbolhaft Bezug auf die Aschenfarbe der verbrannten Bücher. Die Tönungen der Porträts beschwören das Grau der in Asche gelegten Zeugnisse deutscher Kultur.