PREVIEW ZIONSKIRCHE DR. SABINE ROSS

 

 

 

DR. SABINE ROSS  Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED- Diktatur

 

 

DIE BLAUE REIHE – STARKE FRAUEN DER FRIEDLICHEN REVOLUTION

Ich freu mich sehr im Namen der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED- Diktatur Sie heute Abend in dieser wunderbaren Ausstellungseröffnung begrüßen zu dürfen.

„Es war doch nicht alles schlecht in der DDR.“

Meistens, wenn dieser mittlerweile allzu vertraute Satz fällt, folgt der Hinweis auf die vermeintlich weit fortgeschrittene Emanzipation der Frauen im SED – Staat auf dem Fuße.Tatsächlich wird die DDR heute von vielen als Hort der Gleichberechtigung gesehen, als ein Staat, in dem Frauen alle Möglichkeiten offen standen. Doch bei genauer Betrachtung- Sie wissen es- sah die Realität anders aus. Ob in den Betrieben, in der Verwaltung, in der Staatsführung, auf den Leitungsebenen waren Frauen meist unerwünscht.

In der Politik war dies besonders auffällig. Im SED- Politbüro zum Beispiel war in 40 Jahren DDR- Geschichte nicht eine einzige Frau vertreten. Margot Honecker als Minister für Volksbildung nahm sich unter 43 Männern des DDR- Ministerrats ziemlich einsam aus.

Die unvergessliche Bärbel Bohley hat die Situation einmal, wie ich finde, sehr treffend zusammen gefasst, in dem sie sagte, dass die propagierte Gleichberechtigung der Frauen in der DDR im Grunde als Kampagne zur Mobilisierung der Frauen für die Produktion degeneriert wurden. Umso erstaunlicher ist es, was wir sehen, wenn wir unseren Blick auf die Obsession der SED- Diktatur richten. Denn dort hingegen, mit verschiedenen Ausprägungen der politischen Protest- und Widerstandkultur, spielten Frauen eine nicht unwichtige Rolle.

Wer kennt sie nicht, die schon eben erwähnte Bärbel Bohley, Ulrike Poppe, Katja Havemann, Freya Klier… diese Aufzählung ließe sich weiter fort führen. Werfen Sie nur einen Blick in die Runde der Porträts. Das Engagement für eine unabhängige Friedens- und Umweltpolitik, das Eintreten für Frieden und Menschenrechte- diese Frauen hatten eigene Wege gefunden, um auch in der SED- Diktatur ihre besonderen Vorstellungen von Politik und Gesellschaft diskutierend umzusetzen. Was waren das für Frauen? Was wollten Sie?

Meine Damen und Herren, ich bin sicher, dass über diese Frage auf unserer heutigen Vernissage noch viel gesprochen werden wird. Ich bin davon überzeugt, dass man die eine oder andere Antwort bei der Betrachtung der 20 Porträts der starken Frauen der Revolution von Gudrun Boíar erahnen und vielleicht sogar finden kann.

Denn die Kunst kann uns immer auch diesen ganz unmittelbaren Zugang zu Mensch und Geschichte eröffnen, den offizielle Geschichtsschreibung niemals in dieser Art wird leisten können. Ein ganz persönlicher Dank an Gudrun Boíar.

Liebe Gudrun, ich freu mich ausserordentlich, dass du mit diesem ungewöhnlichen, beindruckenden Projekt an die Stiftung Aufarbeitung herangetreten bist, und ich freue mich, dass wir diesen Abend hier gemeinsam gestalten können.

Vielen Dank für diese ungewöhnlichen, aussergewöhnlichen Porträts und ich freue mich, du hast erzählt, dass diese Reihe noch nicht zu Ende ist. Mein Dank auch an die Hausherrin, dass Sie diese Ausstellung hier ermöglicht haben. Ein wunderbarer Ort für diese schönen Porträts.

Ich wünsche Ihnen allen viel Vergnügen beim späteren Rundgang durch diese Ausstellung und viele anregenden Gespräche.

Ich freue mich das Wort an die Schirmherrin der Ausstellung, Marianne Birthler, übergeben zu dürfen, die nicht nur als von Gudrun Boíar porträtierte starke Frau der Friedlichen Revolution, wie sie dort hinten sehen können, sicherlich einen ganz persönlichen Zugang zu der Ausstellung und ihrem besonderen Thema macht. Vielen Dank.